Über uns

Die Forschungsstelle am Institut für Deutsche Philologie ermöglicht exemplarisch, nicht aber exklusiv eine auf die Fragen der Werteerziehung gerichtete anwendungsorientierte Forschungstätigkeit im Blick auf die sprach-, literatur- und medienbezogenen Bereiche der Germanistik.

Bedeutung von Werten

Die Bedeutung von Werten ist in den letzten Jahren breit verhandelt worden: Stärker als kognitive Akte steuern sie individuelles Verhalten, vor allem vermögen sie zu einem entsprechenden Verhalten zu motivieren. Da Werte starke Bindungskräfte entfalten, wirken sie sich unmittelbar auf das Verfolgen eines eigenen Lebensplans und das gesellschaftliche Zusammenleben aus. Zugleich bedeutet das, dass Werte für gelingende Bildungs- und Sozialisationsprozesse eine hohe Bedeutung haben. Dazu sind moderne Gesellschaften durch steigende Pluralisierung von Wertvorstellungen gekenn­zeichnet. Damit stellt sich die Frage, wie viel Wertepluralität eine Kultur verträgt bzw. wie das Minimum an geteilten Wertvorstellungen sein muss, damit Zusammenleben innerhalb der Gesellschaft möglich ist.

Gesellschaftliche Verantwortung

Werteerziehung ist ein wichtiges und zukunftsweisendes Element einer Lehrer:innenbildung in gesellschaftlicher Verantwortung. Gerade das Fach Deutsch ist – neben Pädagogik, Psychologie, Philosophie, Ethik und den Theologien – mit den Herausforderungen schulischer Werteerziehung in besonderer Weise befasst, und zwar sowohl im Blick auf Prozesse (mutter)sprachlicher Bildung als auch durch die Beschäftigung mit literarischen Texten in unterschiedlichen Modalitäten, Filmen und digitalen Medien.

Denn im Fach Deutsch werden in je spezifischer Weise stärker als in anderen Fächern auch affektive Haltungen thematisch, da sich (Identitäts-)Bildungsprozesse über das Medium der (Mutter-)Sprache realisieren. Diese müssen angemessen verbalisiert werden, um Lernprozesse nachhaltig zu befördern.

Schulische Werteerziehung

Fragen der Werteerziehung, die auch vor dem Hintergrund der Überlegungen zur Inklusion an Bedeutung gewinnen, sind für den schulischen Bereich relevant. In der Schule treffen wie in keinem anderen Bereich der Gesellschaft unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander und treten in einen Diskurs ein, weshalb hierfür Raum gegeben werden muss.

Dabei hat Schule den Auftrag, neben den kognitiven Fähigkeiten auch die affektiven Haltungen zu vermitteln, die für einen gelingenden Prozess des Heranwachsens notwendig sind. Gleichzeitig verbieten es der Respekt vor dem Einzelnen, das Gebot der Toleranz und der Grundsatz der weltanschaulichen Neutralität in moralischer, rechtlicher und pädagogischer Hinsicht, den Unterricht unmittelbar und vor allem ungebrochen zur Vermittlungsinstanz von Werten zu instrumentalisieren.

Rolle der Lehrer:innen

Lehrer:innen sind als Vorbilder und Modelle – in jeder Schulart und in allen Fächern – für Fragen der Werteerziehung von enormer Bedeutung. Da Werteerziehung eine persönliche Aufgabe ist, werden professionelle Persönlichkeiten benötigt. Das erfordert entsprechende Kompetenzen bzw. einen entsprechenden Kompetenzerwerb der Unterrichtenden.

Darum ist es wichtig, das Thema Werteerziehung bereits in der ersten Phase der Lehrer:innenbildung zu intensivieren, und zwar mit jeweils fachbezogener, d. h. interdisziplinärer Relevanz. Der integrative Ansatz ist von entscheidender Bedeutung.

Angehende Lehrer:innen müssen ein gesteigertes Problembewusstsein im Blick auf die Notwendigkeit und die Schwierigkeiten der Werteerziehung erwerben. Anzustreben ist darüber hinaus Wertereflexionskompetenz zur Orientierung sowie die intensive Auseinandersetzung der Lehrpersonen mit den eigenen Werten.

Interdisziplinäre Forschung

In der bisherigen Unterrichts- und Forschungspraxis hat sich gerade für das Fach Deutsch ein immer stärker werdender Bedarf herausgestellt, die Fragen der Werteerziehung in einem interdisziplinären Kontext zu erforschen und von dort aus in die Lehre einfließen zu lassen.

Themen wie beispielsweise Diversität und Inklusion, Gender, sprachliche Diskriminierung, Antisemitismusprävention, Demokratieerziehung, wertschätzende Kommunikation oder Bildung für nachhaltige Entwicklung für die unterrichtliche Thematisierung unter didaktischen Gesichtspunkten zu erschließen, ist Ziel der Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrer:innenbildung. Dabei kann an Vorarbeiten angeknüpft werden, die in Forschung und Lehre realisiert worden sind und in Zukunft entstehen werden. Informationen über Projekte und weiterführende Konzeptionen finden Sie unter Forschung.

Qualifikations­programm

Durch die Forschungsstelle werden Lehr- und Forschungsaktivitäten auf allen Qualifikationsstufen, also für die BA- und MA-Studiengänge, für die Lehramtsstudiengänge und die Phase der Promotion initiiert, koordiniert und durch ein Zertifikat dokumentiert. Zudem gibt es Weiterbildungsangebote für die II. und III. Phase der Lehrer:innenbildung.

Den Bezug zu schulischen und universitären Vermittlungsprozessen stellt die Fachdidaktik Deutsch sicher, die in ihrer spezifischen Funktion in einem weiten Sinne als Wissenschaft für alle sprach-, literatur- und mediengestützte Vermittlung zu verstehen ist. Die Arbeit der Forschungsstelle strahlt so über die Lehrer:innenbildung hinaus in andere Disziplinen, wie sie umgekehrt auf deren Erkenntnisse angewiesen ist.

Vernetzung und Multiplikation

Die Forschungsstelle für Werteerziehung und Lehrer:innenbildung ist am Institut für Deutsche Philologie angesiedelt und konzipiert (Weiter-)Bildungsangebote und anwendungsorientierte Forschung vor allem mit Blick auf sprach-, literatur- und medienbezogene Bereiche der Germanistik.

Da Sprache als Medium von Unterricht und Werteerziehung in allen Fächern unverzichtbar ist, sind interdisziplinäre Zusammenhänge konstitutiv, das bedeutet: Werteerziehung ist ein fächerübergreifendes Bildungsziel aller Schularten.

Die Forschungsstelle versteht sich als Institution zur Vernetzung und Multiplikation von Veranstaltungen im Bereich der schulischen Werteerziehung. Die Basis dafür sind:

  • die Möglichkeit der Zusammenführung der drei Phasen der Lehrer:innenaus- und -weiterbildung durch zielgruppenspezifische Veranstaltungsangebote,
  • aktuelle Reflexionen und best-practice-Anregungen im Newsletter,
  • die Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungspartner:innen wie beispielsweise ISB, ALP Dillingen, MZL der LMU, Politische Akademie in Tutzing,
  • schulartübergreifende Angebote auf Anfrage, die eine passgenaue Orientierung an den konkreten Bedürfnissen vor Ort bieten,
  • die Verbindung von schulischer Praxis und wissenschaftlicher Theorie sowie universitärer Forschung.